75 Jahre Frieden

Stilles Gedenken am 8. Mai 2020 auf dem Ehrenfriedhof in Baruth/Mark

Mit einem stillen Gedenken und einer Kranzniederlegung wurde am 8. Mai 2020 auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof in Baruth/Mark daran erinnert, dass in unserer Region seit 75 Jahren Frieden herrscht.

Michael Ebell, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Baruth/Mark, Danny Eichelbaum, Vorsitzender des Kreistags Teltow-Fläming, Kirsten Gurske, Erste Beigeordnete des Landkreises Teltow-Fläming, Dietlind Biesterfeld, Beigeordnete und Peter Ilk, Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und Bürgermeister der Stadt Baruth/Mark würdigten den bedeutenden Tag.

Ursprünglich war eine große Gedenkveranstaltung mit zahlreichen Ehrengästen aus dem In- und Ausland vorgesehen. Dieser Plan musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Umso wichtiger war es den Organisatoren, der Opfer von Krieg und Gewalt in angemessener Form zu gedenken und ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung gesetzt zu haben.

Statement des Kreistagsvorsitzenden Danny Eichelbaum anlässlich der Gedenkveranstaltung

Niedergelegte Kränze zum Gedenken | Foto: Landkreis TF
Niedergelegte Kränze auf dem Ehrenfriedhof in Baruth/Mark | Foto: Landkreis TF

„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Deutschland. Es ist dies der Tag, an dem unser Land von der verheerenden Diktatur der Nationalsozialisten befreit worden ist. Es endete ein Krieg, der die ganze Welt umspannte, und der von Deutschland seinen Ausgang nahm. Zugleich gedenken wir an die Befreiung der Konzentrationslager der Nazis, dieser Menschen verachtenden Vernichtungsmaschinerien, in denen Millionen den Tod  fanden, weil sie aus rassistischen, religiösen oder politischen Gründen dem  nationalsozialistischen Terrorregime nicht passten. Auch daran ist 75  Jahre nach Kriegsende zu erinnern, wie auch daran, dass mit diesem Kriegsende für viele Vertreibung und Flucht begann.

Es war der 8. Mai 1945, ein Dienstag, an dem eines der unbeschreiblichen Grauen des 20. Jahrhunderts sein Ende nahm: Nach fünf Jahren, acht Monaten und sieben Tagen endete der Zweite Weltkrieg mit der deutschen Kapitulation. Das tausendjährige Nazireich versank in einem Meer aus Blut und Tränen, und niemand vermochte wahrscheinlich in diesem Moment, an diesem Tag daran zu glauben, dass es der Anfang eines langen Friedens in Europa sein würde. Als am 8. Mai die Waffen endlich schwiegen, waren aber mehr als 65 Millionen Menschen tot – gefallen an den Fronten des Krieges, ermordet in Konzentrations- und Vernichtungslagern, verbrannt in Bombennächten der Luftstreitkräfte, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt bei der Flucht und Vertreibung. Über 65 Millionen Menschen starben in einem von Deutschland begonnenen Krieg. Mehr als sechs Millionen europäische Juden wurden im deutschen Namen ermordet, Tausende Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, politisch Andersdenkende u wurden verfolgt und getötet. Hinzu kamen 17 Millionen Menschen, die verschollen waren, sowie Millionen Kriegsgefangene, die gefoltert wurden, gelitten haben und vielfach nicht mehr in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Viele weitere Millionen Menschen, Zivilisten, haben unendliches Leid erfahren, Angehörige und ihre Heimat verloren. Sie irrten in diesen Tagen des 8. Mai 1945 umher, in zerbombten Städten, auf der Suche nach Verwandten, nach Überlebenden und vielleicht nach einem Zuhause.

Das ist die Bilanz einer grausamen Zeitspanne deutscher Geschichte, zu der wir uns auch heute noch moralisch bekennen, für die wir uns schämen und deren Erinnerung wir zur Mahnung und zum Andenken an die vielen Menschen, die unschuldig gestorben sind, aufrechterhalten müssen.

Der 8.Mai 1945  war in vielfacher Hinsicht eine Zäsur. Er war Untergang und Befreiung. Er war das Ende des Bösen. Er war der Tag der Ungewissheit, der Tag der Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Krieg und ohne Leid.

Er war auch der Beginn des Friedens in Europa. Wie nie zuvor haben sich von da an die Völker Europas über sehr viele Jahrzehnte in Frieden die Hände zur Versöhnung gereicht. Deshalb ist dieser 75. Jahrestag des Kriegsendes auch ein Tag des Dankens an diejenigen, die uns die schwere Last und das Leid, das von Deutschland aus über ganz Europa gebracht wurde, verziehen und uns ihre Hand zur Versöhnung ausgestreckt haben.

Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die den Krieg und seine Entstehung noch erlebt haben. Deshalb müssen wir die Zeugnisse der nationalsozialistischen Gewalttaten in Gedenkstätten immer wieder zugänglich machen und wachhalten.

Ziel dieser Gedenkstätten ist es, Verantwortung wahrzunehmen, die Aufarbeitung zu verstärken, das Gedenken zu vertiefen und die Mahnung wachzuhalten. Für mich und meine Generation wachsen daraus die Aufgabe und die Verantwortung, die Jahrestage des Kriegsendes immer im Bewusstsein zu halten und auch künftigen Generationen diesen dunklen Teil deutscher Geschichte sozusagen als ein moralisches Erbe zu übergeben.

Angesichts von neuer rechtsradikaler Gewalt in Deutschland ist die Diskussion über das richtige und zeitgemäße Gedenken an die Opfer der NS-Verbrechen dringend erforderlich. Ich halte es für geboten, darüber nachzudenken, wie zeitgemäßes Gedenken, das möglichst viele und insbesondere junge Menschen erreichen soll, heute in einer Welt mit verändertem Kommunikationsverhalten beschaffen sein muss.

Es müssen Formen eines modernen Gedenkens gefunden werden, die gerade angesichts einer immer kleiner werdenden Anzahl von Zeitzeugen Jugendliche und junge Erwachsene erreichen.  

Das Gedenken und Erinnern an die Greueltaten und Verbrechen des Nationalsozialismus bleibt jetzt und in Zukunft zwingend notwendig. Es gilt das, was Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 in seiner historischen Rede gesagt hat: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“

Wir dürfen vor Extremismus, und politisch motivierter Gewalt nicht die Augen verschließen. Die Geschichte lehrt uns, aufmerksam und wehrhaft unsere Grundwerte und Demokratie zu verteidigen.

Grabtafeln im Rasen | Foto: Landkreis TFGrabtafeln auf dem Ehrenfriedhof Baruth/Mark
russischer Panzer auf Sockel | Foto: Landkreis TFrussischer Panzer

Informationen über den Ehrenfriedhof in Baruth/Mark

Obelisk | Foto: Landkreis TF

Der sowjetische Ehrenfriedhof in Baruth/Mark ist eine der größten und bedeutendsten russischen Kriegsgräberstätten im Land Brandenburg. Er wurde 1946/1947 nach einem Entwurf von Ingenieur-Leutnant Viktorow angelegt. Hier wurden mehr als 1200 sowjetische Soldaten beigesetzt, die 1945 in der Umgebung von Baruth/Mark bzw. im Halber Kessel ums Leben gekommen sind. Der Friedhof gehört zu den vier größten der insgesamt rund 250 russischen Kriegsgräberstätten im Land Brandenburg.

Im Zentrum der Anlage steht die Ehrenhalle mit dem 20 Meter hohen Obelisken. In der Ehrenhalle zeigen Reliefs Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie veranschaulichen den erbitterten Kampf beim Übergang über den Teltowkanal und die Häuserkämpfe bei der Zerschlagung des letzten nationalsozialistischen Widerstands.

Auf der Rückseite der Ehrenhalle sind die Namen der gefallenen Soldaten und Offiziere auf schwarzem Marmor festgehalten. Der halbkreisförmige Haupteingang zur Straße wird von zwei sowjetischen T-34-Panzern auf Natursteinsockeln flankiert.

Der Friedhof hat wegen seiner Gestaltung und der Zahl der dort ruhenden Toten eine besondere Bedeutung im Verhältnis zu den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und insbesondere zur Russischen Föderation.

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