Grand Tour der Moderne

Eine Fotoausstellung zum 100-jährigen Bauhausjubiläum ziert derzeit die Wände des Kreishauses. | Foto: Landkreis TF

Unter dem Motto "Architektur des Neuen Bauens. 100 Jahre Bauhaus 2019. Streifzüge entlang der 'Grand Tour der Moderne' im Landkreis Teltow-Fläming" wird derzeit im Kreishaus Luckenwalde eine Ausstellung mit Fotos von Andreas Stirl gezeigt.

Die Exposition wurde in Kooperation mit Dr. Marcus Cante vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege konzipiert und nimmt den Betrachter mit auf eine besondere Reise durch die Region.

Bedeutsame Architekten hinterließen ihre Spuren

Regionale Identität in ihrer Vielfalt – dazu gehören außergewöhnliche Orte, Bauwerke und Persönlichkeiten. Menschen wie die bedeutenden Architekten Erich Mendelsohn, Richard Neutra und Konrad Wachsmann hinterließen in der Region ihre ersten Spuren, bevor sie zu einflussreichen und anerkannten Experten ihres Fachs wurden.

Wachsmanns erstes Haus als freiberuflich arbeitender Architekt war das Wohnhaus für Dr. Estrich in Jüterbog. Konrad Wachsmann war jüdischer Abstammung und emigrierte 1941 in die USA. Dort lehrte er Konstruktionsprinzipien, die Grundlagen der Bauentwicklung mit weltweiter Wirkung werden sollten.

Die Ausstellung „Orte der Moderne“ im Landkreis stellt das Neue Bauen aus der Detailperspektive des Fotografen Andreas Stirl vor, blickt auf wichtige Stationen der Architekten und soll anregen, was „Orte der Moderne“ heute für uns sein können.

Mendelsohns Luckenwalder Hutfabrik empfiehlt sich heute nach wie vor (trotz des Leerstands) für eine spartenübergreifende kulturelle Nutzung mit einer Strahlkraft für die Region und darüber hinaus.

Neutras spielerischer Entwurf für den Luckenwalder Waldfriedhof war seine erste Bauaufgabe. Er entwickelte ein Wegesystem, das sich an der Form des im alten Ägypten als Symbol der Wiedergeburt verehrten Skarabäuskäfers orientiert. Sein im "International Style" in den USA errichtetes Lovell Haus in Los Angeles verschaffte ihm im Alter von 36 Jahren dann schlagartig Weltruhm.

Plakat zur Ausstellung

or Ort – in den Städten und Gemeinden im Landkreis Teltow-Fläming kümmern sich engagierte Menschen in den Vereinen darum – das kulturelle Erbe zu bewahren und der Öffentlichkeit vorzustellen.

Kulturelle Bildung anhand der Lebensleistung von Bruno Taut anzubieten, ist das gemeinsame Anliegen der Vereine „Historisches Dorf Dahlewitz“ und des Kulturvereins Blankenfelde, deren Engagement in der Ausstellung hervorgehoben wird.

Von Taut, der von 1919-1933 in seinem von ihm entworfenen Wohnhaus in Dahlewitz lebte und mit dem sozialen Wohnungsbau das Bauen revolutioniert hat, sind vier seiner Berliner Siedlungen auf die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen worden. In der Ausstellung zeigt das Foto von Andreas Stirl die Siedlung „Freie Scholle“ in der Stadt Trebbin als ein Ort der Moderne.

Der Fotograf

Andreas Stirl Der Fotograf

  • 1959 geboren in Meißen
  • 1977 Abitur
  • 1977-1983 Archivar im Bildarchiv von ADN-Zentralbild
  • 1983-1990 Fotograf im Designzentrum Berlin (Ost)
  • 1984 Facharbeiterabschluss Fotograf
  • seit 1990 freiberuflicher Fotograf, Werbe- und Industriefotografie, Fotos für Theaterprojekte und Bildende Künstler
  • seit 1998 freiberuflicher Kameramann,  u. a. für das ZDF, den Südwestrundfunk (SWR), be-productions, Verlagsgruppe Bahn, Eigenproduktionen
  • seit 2010 „ganz nah“ – Kalender „Denkmale zwischen Teltow und Fläming“ (Untere Denkmalschutzbehörde, Landkreis Teltow-Fläming, Herausgeber)
  • 2017 Buch „Denkmale zwischen Teltow und Fläming“ (Landkreis Teltow-Fläming, Herausgeber)

Das Bauhaus

2019 jährt sich der Tag der Gründung des Bauhauses zum hundertsten Male. Es gilt als eine der wichtigsten, kulturellen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Die Schule hat unser Verständnis von Funktionalität und Gestaltung nachhaltig geprägt. Sie bestimmte die Bewegung der klassischen Moderne maßgeblich mit, denn der Begriff der Moderne beschreibt ein sich von der Vergangenheit abgrenzendes und zum Zeitpunkt seines Aufkommens stets avantgardistisches Konzept. Es zeichnet sich durch die Hinwendung zum Neuen, Innovativen und Fortschrittlichen aus.

Zeugnisse, dass dieses Konzept der Offenheit, der Neugierde und des Erfindergeists ebenso in der Region zwischen Teltow und Fläming zu finden sind, zeigen die Fotografien von Andreas Stirl. Die Moderne von gestern und der Geist der Moderne von heute sind wichtig - sie können als identitätsstiftender Faktor wirken und das Image der Region heben.

Orte der Moderne als touristisches Angebot

In Vorbereitung des 100. Gründungsjubiläums wurde ein länderübergreifender Verbund gegründet, dem der Bund und elf Bundesländer angehören. Im Bauhaus-Verbund 2019 wurde die deutschlandweite touristische Reiseroute „Grand Tour der Moderne“ realisiert, an der auch die Stadt Luckenwalde mit der prominenten Hutfabrik von Erich Mendelsohn liegt.

Die anderen Orte der Moderne im Landkreis regen an, die Tour auszudehnen. Sie sind ein besonderes touristisches Angebot, auf das die Ausstellung neugierig machen will. Sie wird noch bis zum 31. März in der Galerie im Kreishaus gezeigt. Dort ist sie montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr oder nach Anmeldung zu sehen.

Etiketten erläutern die jeweiligen Gebäude. | Foto: Landkreis TF

In der Ausstellung vorgestellte Orte der Moderne

Johannische Kirche der Friedensstadt Weißenberg, Bauzeit: 1926-1927
Blankensee, Waldfrieden 52
→ Joseph Weißenberg (1855-1941): Gründer Johannische Kirche und Erbauer Friedensstadt, ein christlich-soziales Gemeinwesen mit Modellcharakter

Schule der Friedensstadt Weißenberg, Bauzeit: 1933-1934
Glau, Birkenstraße 20
Architekt: Hans Brandt – u. a. Handelshof (Gera, 1927-29), Hochhaus
→ Herausragendes Beispiel des Neuen Bauens und einer der bedeutendsten Bauten dieser Stilrichtung im Land Brandenburg.

Wohnhaus Bruno Taut
Dahlewitz, Wiesenstr. 13
Architekt: Bruno Taut (1880-1938), Bauzeit: 1926-1927
→ Tauts Siedlungen der Berliner Moderne – Welterbe-Liste der UNESCO

Wohn- und Arztpraxishaus für Emmy und Dr. Georg Estrich
Jüterbog, Bleichhag 6
Architekt: Konrad Wachsmann (1901-1981), Bauzeit: 1929-1930
→ Wachsmanns bekanntestes Bauwerk – Sommerhaus (1929) für Albert Einstein in Caputh bei Potsdam

Arbeitsamt
Luckenwalde, Große Weinbergstr. 42
Architekt: Paul Backes (1900-1963), Bauzeit: 1928-1929
→ Backes Kino Schauburg (Jüterbog, 1935-36), Einflüsse der Moderne

Büro- und Wohnhaus der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“
Luckenwalde, Bussestr. 26-27
Architekt: Paul Backes (1900-1963), Bauzeit: 1929-1931
→ Backes Jugendheim (Luckenwalde, 1927-1929)

Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co
Luckenwalde, Industriestr. 1c
Architekt: Erich Mendelsohn (1887-1953), Bauzeit: 1921-1923
→ Referenzbau für moderne Industriearchitektur

Katasteramt
Luckenwalde, Theaterstr. 16 d
Architekt: Paul Backes (1900-1963), Bauzeit: 1928-1929
→ Backes Kino Alhambra (1933-34, Luckenwalde)

Stadtbad
Luckenwalde, Rudolf-Breitscheid-Str. 72 a
Architekt: Hans Hertlein (1881-1963), Bauzeit: 1927-1928
→ Hertleins Meisterstück: Schaltwerk-Hochhaus (Berlin, 1926-28) – Europas erstes Fabrikhochhaus

Stadttheater und Doppelvolksschule, Bauzeit: 1927-1930
Luckenwalde, Theaterstr. 14/15a
Architekten: Paul Backes (1900-1963), Hans Graf (1883-1945), Rudolf Brennecke (1886-unbekannt)
→ Seltenes Architektur-Ensembles im Stil des Neuen Bauens

Waldfriedhof
Luckenwalde, Am Waldfriedhof
Architekt: Richard Neutra (1892-1970), Bauzeit: 1921-1922
→ Neutras Lovell Haus (Los Angeles, 1927-29) gilt als eines der wichtigsten Häuser des 20. Jahrhunderts.

Wohnhaus für Elsa und Dr. Martin Krüger
Rangsdorf, Waldhöhe 7
Architekt: Otto Werner (1885-1954), Bauzeit: 1932-1933
→ Werners Bauten im Bücker-Flugzeugwerk (Rangsdorf) – Zeugnisse modern geprägter Architektur aus der Zeit des Nationalsozialismus

Siedlung „Freie Scholle“, Bauzeit: 1924-1926, 1928
Trebbin, Höpfnerstraße
Architekten: Bruno Taut (1880-1938), Willi Ludewig (1902-1963)
→ Ludwigs Volksheimsiedlung (Luckenwalde, 1928-1932) in Formen des Neuen Bauens

Herr T. Haetge
Schulverwaltung und Kultur

Sachbearbeiter Kultur

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